Der demografische Wandel ist eine der zentralen Herausfordungen unserer Tage. Es wird in der Bevölkerung anteilsmäßig weniger jüngere Menschen und Kinder, dafür aber mehr betagte und hochbetagte Menschen mit besonderen Bedürfnissen und eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten geben. Und es sorgen sich sehr viele Menschen mittleren Alters sowohl um die Zukunft ihrer Kinder als auch um die ihrer Eltern oder Großeltern. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Versorgung der Menschen mit Mobilität, Gesundheitsleistungen und Einkaufsmöglichkeiten in ländlichen Gebieten kritisch wird. Mehr Menschen werden sich für die Stadt als Lebensmittelpunkt entscheiden, was die Lage in ländlichen und randstädtischen Lagen verschärft.
Gestalten statt gegensteuern
Im Gegensatz zu anderen Parteien, die von einem Gegensteuern oder Ankämpfen gegen diesen Wandel sprechen, setzen wir Piraten uns dafür ein, den demografischen Wandel und damit unsere Zukunft zu gestalten. Wir sind der Meinung, dass dieses Thema im VG- Rat noch nicht wirklich angekommen ist. Wir sehen den demografischen Wandel als Querschnittsthema. Es betrifft alle Altersgruppen und ist in generationenübergreifenden Zeiträumen zu denken. Der Fokus liegt dabei auf guter Versorgung und Lebensqualität für alle Bürger.
Demografiebeauftragte(n) für die
Verbandsgemeinde Hermeskeil
Wir sprechen uns für die Einführung eines Beauftragten für demografische Gestaltung im VG- Rat aus. Diese(r) kann aus dem VG- Rat gewählt werden, wie es schon anderswo gute Praxis ist. Die Aufgabe ist zunächst, die mit dem Wandel einhergehenden Probleme aufzuzeigen, anzusprechen und somit stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Diese Impulse sollen sich in spezifischen Projekten, Konzepten und Strategien niederschlagen, die dem VG- Rat vorgelegt werden. Ein regelmäßiger Austausch mit Experten und Verbänden sowie die Zusammenarbeit mit Demografie beauftragten in den Kommunen gehört ebenso zum Aufgabengebiet, wie die Vorlage eines jährlichen Berichts. Dieser Bericht dient dem VG- Rat als Grundlage für künftige Entscheidungen. Die Stelle soll mit angemessenen Sach- und Personalmitteln ausgestattet werden. Der VG- Rat gewährleistet die hierfür notwendige Unterstützung durch Verwaltung und Expertise.
Zusammenleben von mehreren Generationen
Neue Formen des Zusammenlebens von Alt und Jung wie z. B. Mehrgenerationenhäuser oder Mehrgenerationenwohnanlagen müssen besser gefördert und beraten werden. Insbesondere genossenschaftlich oder trägerfrei organisiert, sind dies die zukunftsfähigen Orte intergenerationellen Zusammenlebens. Sie stehen für Kommunikation, Selbstbestimmung und Selbsthilfe zwischen den Generationen. Sie sind zugleich soziale Orte, in denen die Verantwortung der Einzelnen und deren Engagement auf gemeinschaftliche Organisation und Verantwortung treffen. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des sozialen Klimas. Konkrete Hilfen wären insbesondere die Förderung von Initiativen durch Beratung, Hilfen bei Antragstellung, Finanzierung und Fördermitteln sowie die fachliche Begleitung bei der Durchführung der Projekte.
Stärkung der gerontopsychiatrischen Versorgung
Die Zunahme an gesunden und guten Lebensjahren im Alter ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt. Dennoch darf man nicht verkennen, dass damit auch die Anzahl älterer Menschen steigt, die aufgrund von Depression, psychischer oder dementieller Erkrankungen eine besondere Versorgung benötigen. Der weitere Ausbau gerontopsychiatrischer Einrichtungen in der Region sowie ein engmaschiges Netz an wohnortnahen ambulanten Diensten ist daher eine dringliche Aufgabe. Dies schließt Rehabilitationsmaßnahmen und Hilfen ebenso ein wie begleitende Wohnformen. Für psychisch erkrankte Menschen muss eine altersgerechte und menschenwürdige Versorgung ermöglicht werden, um Selbstbestimmung und Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.
Sichere Finanzierung und Ausbau des gerontopsychiatrischen Fachdienstes
Die Arbeit des gerontopsychiatrischen Fachdienstes bedeutet einen großen Fortschritt in der Vernetzung bestehender Gesundheits- und Altenhilfeangebote und der bestehenden Versorgungsstrukturen sowie der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Betroffene, Erkrankte, aber auch deren Angehörige profitieren dabei von einem verbesserten Zugang zu Informationen. Wir setzen uns für den Ausbau und die finanzielle Absicherung dieses Fachdienstes ein.
Pflegeversorgung
Wir sehen im steten Auf- und Ausbau eines flächendeckenden und zukunftsfähigen Angebots von bedarfsgerechten Pflegeeinrichtungen eine der großen Herausforderungen für die VG.
Gute Pflege ist mehr als “satt und sauber”
Gute Pflege bedeutet, den pflegebedürftigen Menschen ein Leben in Würde und Selbstbestimmung, aber auch Teilhabe am sozialen Leben zu sichern. Wir begrüßen Bestrebungen und Modelle, die Selbstständigkeit von Heimbewohnern fördern und eine gesicherte Pflege auch mit ambulanten Versorgungsstrukturen, Familienpflege oder Pflegenetzwerken gewährleisten.
Palliativversorgung und Hospize
Die Forderung nach mehr Würde und Selbstbestimmung in der Pflege, also für ein gutes Leben bis in die letzte Lebensphase, schließt die Möglichkeit der Palliativversorgung mit ein. Das meint die Verbesserung der Lebensqualität durch Vorbeugen und Lindern von Leiden. Dies geschieht durch die Behandlung von Schmerzen sowie anderer belastender Beschwerden körperlicher, psychosozialer, aber auch spiritueller Art. Für diese “Palliative Carre” müssen die nötigen Versorgungsstrukturen und Vernetzungen aufgebaut und gestärkt werden. Dazu zählen auch die Hospize. Wir sehen die Unterstützung der Hospizidee als eine besondere Aufgabe des Bezirks an. Unser Ziel ist eine qualifizierte Hospizversorgung nicht nur in Großstädten, sondern auch in der Region.
Pflege älterer Menschen mit Migrationshintergrund
Wir Piraten setzen uns für einen kultursensiblen Umgang in der Pflege- und Gesundheitslandschaft in der Verbandsgemeinde Hermeskeil ein. Jeder vierte Bürger in den Städten und jeder zehnte Bürger auf dem Land hat einen Migrationshintergrund. Das heißt auch: In den nächsten Jahren wird der Anteil der allgemein pflegebedürftigen und besonders der demenziell erkrankten Patientinnen und Patienten, die aus anderen Kulturkreisen stammen, stark zunehmen. Das stellt auch den VG- Rat vor neue Fragen. Die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung und -vorsorge ändern sich. Es gilt, kulturell bedingte Barrieren abzubauen, die den Zugang für ältere Mitbürger in Altenhilfe und Pflegesystem erschweren.